Ende Januar hatte ich das Glück mir mit Sabina bei einem 24h Yoga-Retreat das Zimmer zu teilen – und hab mich direkt in sie und ihre Ausstrahlung verliebt. Diese Frau ist für mich der Inbegriff von Selbstliebe. Es gibt wirklich wenig Leute die diese innere Ruhe und Zufriedenheit mit sich selbst komplett nach außen Ausstrahlen und an andere abgeben. Aber Sabina ist eine davon. Neben ihrem Studium ist sie Plussize Model, eine der authentischsten Menschen die ich seit langem kennenlernen durfte und einfach, entschuldigt die Oberflächlichkeit, unheimlich schön. Sie erzählt heute von ihrem Job als Plussize Model, wie sie die Entwicklung in dieser Branche in der Gesellschaft einschätzt und wie sie gelernt hat sich selbst zu lieben. Girl – von dir können wir alle noch einiges lernen! I mean …. look at her!
Du stehst für Bodyacceptance und Selbstliebe. Was ist das für dich?
Body Acceptance ist für mich ein Lebensmotto, da unser Körper sich ständig im Wandel befindet. Irgendwann habe ich festgestellt, dass es viel einfacher ist Dinge zu akzeptieren als ständig zu versuchen sie zu ändern, zu verzerren und etwas zu erzwingen, was sich nicht natürlich anfühlt. Ich versuche, Dinge die ich nicht ändern kann, zu akzeptieren. Angefangen hat das Ganze mit meinem breiten Kreuz. Wie soll man das bloß ändern? Soll ich wirklich mit heruntergezogenen Schultern durch mein Leben gehen oder akzeptiere ich meinen Körperbau und gehe aufrecht. Was wäre für dich einfacher? Das ist der Punkt an dem Selbstliebe sich entwickeln kann, wenn DU es zu lässt. Du darfst deinen Körper lieben, auch wenn er nicht den „Schönheitsidealen“ entspricht. Unsere „Makel“ gehören zu uns, und sind das, was uns individuell macht.
Siehst du einen Unterschied zwischen Bodyacceptance und Bodypositivity?
Früher habe ich zu meiner Einstellung immer Bodypositivity gesagt. Schnell habe ich gemerkt, dass dies nicht so ganz stimmt. An Tagen wo mich mein Bauch oder meine Beine stören, empfinde ich nicht unbedingt viel Liebe für diese Stellen. Es ist ganz normal, sich mal überhaupt nicht schön zu finden. Deswegen fand ich, dass Body Acceptance als Begriff besser passt. Ich akzeptiere, dass ich mich auch mal schlecht und nicht schön finde. Akzeptanz ist für mich ein befreiender Begriff und baut weniger Druck auf als „Liebe“.
Wie schätzt du die Entwicklung von Plussize Models in der Werbung der letzten Jahre ein? Bsp Plussize Nike Mannequins im Store – erlebst du eine positive Entwicklung was deine Jobanfragen etc betrifft?
Als ich 2014 mit dem Modeln anfing, gab es kaum „Plus Size“ Models in Deutschland. Heute habe ich so viele wunderbare Curvy Kolleginnen die auf der ganzen Welt arbeiten! Die Jobs wurden gefühlt jeden Monat mehr und spannender! Die Kunden wurden offener uns gegenüber und step by step wurden wir auch in modernen Pieces abgelichtet, wie unsere „straight size“ Kolleginnen. Deutschland ist immer noch etwas zurückhaltender als USA oder England aber es wird! Ich bin mir sicher, dass Instagram auch einen großen Beitrag zu dieser Bewegung geleistet hat, indem sich so viele selbstbewusste curvy Frauen fotografiert und gepostet haben. Anfang 2017 wurde ich für ein Nike Plus Size Shooting als erstes Plus Size Model in Europa gebucht. Da wurde mir bewusst, wir haben es wirklich geschafft akzeptiert zu werden.
Bist du schon immer so selbstbewusst mit deinem Körper umgegangen? Falls nein – wie kam es dazu?
Ein gesundes Selbstbewusstsein habe ich mir hart erarbeitet. Dank viel Selbstreflektion und tollen Menschen um mich herum. Vor dem Modeln war ich nicht annähernd so selbstbewusst wie heute. Ich hatte unzählige Downs, Depressionen und vor allem Selbstzweifel. Bin ich gut genug fürs Modeln? Wieso bucht mich dieser Kunde nicht? Bin ich gut genug für eine gesunde Beziehung? Wie wirke ich auf andere? Verdiene ich diesen Job? – Das sind nur ein paar von den vielen Fragen die mich begleitet haben. Ich kann leider nicht mehr genau sagen, wie genau ich an diesen Punkt gekommen bin, aber diese Gedanken haben mich immer wieder gestärkt.
„Du musst nur gut genug für dich selbst sein“ – „Don’t be so hard on yourself“
Im Nachhinein kann ich jedem nur raten, Menschen um sich herum zu haben die einen bestärken. Verabschiede dich von „Freunden“ die dich runterziehen. Teile anderen mit, wenn sie unangebrachte Kommentare über deinen oder den Körper von anderen an den Tag legen. Kreiere dein Umfeld so positiv wie möglich & stick to it.
Was liebst du an dir am meisten?
Ich liebe meine Grundeinstellung, dass alles so kommen wird, wie es kommen soll. Das Vertrauen ins Universum, ist eine Eigenschaft von mir die mich sehr erdet. Außerdem mag ich meine Weiblichkeit ganz gern, denn sie erinnert mich an unsere wunderbare Natur.
Wie wird man Plussize Model?
Um ein Plus Size Model zu werden, muss man im Grunde genommen ähnlichen Vorgaben entsprechen wie alle anderen Models. Ausdrucksstarkes Gesicht, bestimmte Maße (meistens EU Size 42-46 & ab 173cm Größe) und sich gut vor einer Kamera bewegen zu können, ist von Vorteil. Informiere dich online nach großen & bekannten Agenturen und schick ihnen ein paar simple Fotos von dir zu. Wenn du Glück hast und dein Typ gesucht wird, wird sich die Agentur bei dir melden.
Ist Bodyshaming auf Castings etc. ein Thema?
Bodyshaming gibt es leider bei allen Körperformen und -farben. Bei Kunden, die schon länger Plus Size Models buchen, gibt es wenig Bodyshaming, da sich Makeup Artisten, Fotografen, Stylisten und andere Models an die Plus Size Kolleginnen gewöhnt & sie akzeptiert haben. Nichtsdestotrotz habe ich es ein einige Male erlebt, dass Plus Size Models nicht als richtige „Models“ angesehen werden. Vorurteile wie „Ihr könnt ja essen so viel ihr mögt“ oder „Isst du extra mehr um dick zu bleiben?“ hört man heutzutage immer seltener.
Falls du selbst bereits Erfahrungen gesammelt hast – wie gehst du mit Bodyshaming um?
Wenn ich Bodyshaming mitkriege, belehre ich mein gegenüber eines besseren! Niemand sollte über den Körper eines anderen Menschen urteilen. Meistens spricht da die eigene Unsicherheit aus den Menschen.
Wie sieht deine Selbstliebepraxis aus? Wie/Womit tust du dir etwas Gutes?
Selbstliebe gehört zu meiner täglichen Routine. Schon kleinere Steps wie, Hautpflege bereiten mir ein Gefühl von „Ich tue etwas für mich“. Dazu zählt außerdem, täglich meinem Körper gute Nährstoffe zu geben sowie mich zu bewegen! In meinem Tempo, so wie es sich für MICH gut anfühlt. Selbstliebe ist etwas was du für DICH tust und es muss sich nur für DICH gut anfühlen. Versuch jeden Tag in dich hineinzuhorchen und dich zu fragen „Wie fühle ich mich heute & was kann ich tun um mich noch besser zu fühlen?“ Entwickle eine Routine für dich, die du gut und entspannt jeden Tag ausführen kannst. Mir helfen journaling & Atemübungen sehr gut! Schreibe jeden Abend 5 Dinge auf, für die du an diesem Tag dankbar bist. Sei es dein Frühstück, ein Anruf oder die Tatsache, dass du gut aus deinem Bett gekommen bist. & again: stick to it! <3
Fotos: Neda Rajabi.
Kommentar verfassen