Wir schreiben Februar 2020. Polly und ich wurden von einer indonesischen Freundin zu einem Wochenende bei ihrer Familie eingeladen. Bali, wie es authentischer nicht sein könnte. Wir haben gelacht, gegessen, gebetet und wurden ganz offenbar auch von einer Mücke gestochen. Am Tag der Rückreise nach Seminyak ging es mir stündlich schlechter. Ich habe erst gedacht, ich hätte einfach einen Sonnenstich, was falsches gegessen oder hätte mal einen Schluck Wasser mehr trinken können. Mir war schwindelig, schlecht und ständig heiß und dann wieder kalt. Mein unterer Rücken tat weh. Ich hab es auf das Workout von vor dem Wochenende geschoben. Als wir endlich zu Hause ankamen, bin ich, ungelogen, ins Bad gerannt und hab mich übergeben.
Die nächsten Tage sind etwas verschwommen. Ich lag entweder schlafend im Bett oder habe mich ins Bad gequält weil mir übel war. Konnte mich nicht zwischen schwitzen und frieren entscheiden. Die Klimaanlage wurde alle paar Minuten an- und wieder ausgestellt. Polly zwang mich Wasser zu trinken. Alle 20 Minuten klingelte der Wecker: „Franzi, trinken!“. Es ist als hätte ich einen Riesen Filmriss, was die ersten 3 Tage betraf. Allmählich begann auch das schlechte Gewissen, dass wir meinetwegen nicht weiterreisen können. Das verschwand aber in dem Moment, als ich Polly unten liegen sah. Sie hat’s auch erwischt. Eine gute Woche lagen wir beide dann im Bett, haben Guavensaft getrunken (was übrigens absolut ekelhaft ist, aber helfen soll), irgendwann genug Kraft für Netflix gehabt und uns ganz l-a-n-g-s-a-m wieder ins Leben gefunden. Ohne zu übertreiben – so schlecht ging es mir noch nie.
3 Monate später….
„Polly, ich hab wirklich unnormal starken Haarausfall.“ – „Crazy – ich auch.“. Ich war am verzweifeln. Die Haare fielen ohne Ende. Ganz plötzlich. Büschelweise. Haare bürsten ist der absolute Albtraum. Seit 5/6 Wochen (Mitte/Ende Mai)nimmt es kein Ende. Mittlerweile habe ich etwa 2/3 meiner Haare verloren. Die Kopfhaut wird plötzlich sichtbar, der Zopf immer dünner, das Selbstbewusstsein mit jedem Blick in den Spiegel weniger. Stell dir vor deine Haare fallen von heut auf morgen aus, ohne, dass du zuordnen kannst woher das kommt. Steckt da eine ernsthafte Erkrankung hinter? Wachsen die nach? Hab ich bald eine Glatze?
Polly war es dann, die plötzlich darauf kam, dass das mit dem Dengue Fieber zu tun hat. Google wurde direkt angeschmissen – Tatsache. Eine Spätfolge ist diffuser Haarausfall, der etwa 2-3 Monate nach dem Ereignis (was auch Stress, eine hormonelle Veränderung, Probleme mit der Schilddrüse sein kann) einsetzt.
Heute (Ende Juni) habe ich allmählich das Gefühl, dass es etwas weniger wird. Das kann aber auch nur eine „Eintagsfliege“ sein und morgen ganz anders aussehen. Nach ca. 4 Wochen Haarausfall bekam ich langsam ganz helle Babyhaare. Die wachsen wie verrückt in alle Richtungen. Lustigerweise auch dort, wo sonst keine Haare waren. Mein Haaransatz ist ein wenig ins Gesicht gerutscht – was ja nicht unbedingt schlecht ist. Die Haare sehen aktuell etwas „kraus“ und dünn aus – aber ich habe gelesen, dass die erst etwas später an Volumen und Dicke gewinnen. Ich halte euch auf dem Laufenden.
Das ganze heißt….
Telegenes Effluvium
Effluvium beschreibt einen gesteigerten Haarausfall, bei dem unsere Haarzellen schon frühzeitig in die Ruhephase, die sogenannte telogene Phase, eintreten. Am Ende dieser Ruhephase wird unser Haar einfach abgestoßen und fällt aus.
Unsere Haare durchlaufen einen Haarzyklus, der auf drei unterschiedlichen Phasen beruht. Der Großteil der Haare befindet sich bei einem gesunden Menschen in der mehrjährigen Wachstumsphase die etwa 2 bis 6 Jahre dauert. Die Übergangsphase des Haares dauert etwa 2 Wochen, bis das Haar schließlich in die Ruhephase (telogene Phase) kommt. Nach etwa 2 bis 4 Monaten fällt das Haar dann schließlich aus. Beim telogenen Effluvium befindet sich ein Großteil der Haare in der telogenen Phase, weshalb es vermehrt zu Haarausfall kommt.
Zu dem Haarausfall kam, dass meine Kopfhaut ziemlich juckt. Was sehr wahrscheinlich daran liegt, dass neue Haare nachwachsen. Die Haare wurden mit der Zeit auch unheimlich trocken, sodass sie ständig verknoteten. Würde ich sie nicht bürsten, hätte ich wahrscheinlich sehr schnell eine Dreadlock 😀
Was kann man tun?
Nachdem ich wirklich einiges probiert habe, kann ich sehr selbstbewusst sagen – gar nichts. Die Haare werden ausfallen. Es gibt aber dennoch ein paar Dinge, die man beachten, machen und nicht machen sollte:
- Akzeptieren. Du kannst jeden Tag rumheulen, traurig sein und dir wünschen nie in den Urlaub geflogen zu sein, du kannst die Situation aber auch einfach annehmen, denn Extra-Stress wird die Situation sehr wahrscheinlich nicht besser machen. Probiere damit zu leben. Oft fällt es anderen sowieso nicht so sehr auf wie dir, dass deine Haare gerade dünner werden.
- Schone deine Haare. Verzichte soweit es geht auf sämtliche Styling-Produkte, Hitze, strenge Frisuren oder Friseurbesuche.
- Gerstengras. Mein absolutes Wundermittel aktuell. Meine Haare wachsen wie verrückt nach. Ich habe etliche Babyhaare und mein Haaransatz ist sogar etwas mehr ins Gesicht gerutscht (Ciao, Geheimratsecken!). Man sieht anfangs zwar aus wie ein geplatztes Sofakissen, aber ich freue mich gerade wirklich sehr über jedes neue, nachwachsende Haar, dass man das gut wegstecken kann. Für mich funktioniert der Mix aus SUPER GREEN und MELLOW YELLOW von Yoursuperfoods sehr gut. (wirkt sich übrigens auch super auf die Haut aus!) (Mit dem Code FRANZI15 kannst du auch noch 15% sparen 🙂 )
- Rizinusöl. Soll ebenfalls das Haarwachstum unterstützen. Vor ein paar Jahren habe ich mir das regelmäßig auf die Wimpern aufgetragen – das hat super funktioniert. Im Moment massier ich mir das auf die Kopfhaut und die Spitzen zur Pflege. Die Konsistenz ist etwas gewöhnungsbedürftig, da es ziemlich dickflüssig ist. Du kannst das Öl auch noch mit Kokosöl mischen, dann verteilt es sich leichter. Ich kann dir DIESES hier empfehlen.
- The Ordinary Pepid Serum. Darauf schwört Polly, wenn es um ihre aktuelle Haarpflege geht.
- Den Fortschritt dokumentieren. Das kann anfangs noch etwas deprimierend sein, wenn der Kopf immer lichter wird. Sobald die Haare aber nachwachsen, hilft ein Haarausfall-Tagebuch, die Nerven zu behalten. Es wird besser!!!
- Spar dir das Geld für teure Haarpflege. Glaub mir – been there, done that. Du möchtest nicht wissen wie viel Geld ich die letzten 4 Wochen für Haarprodukte ausgegeben habe. Die Haare sind tot. Da hilft auf keine 40€ Kur mehr. Spar dir das Geld lieber um dir zu einem späteren Zeitpunkt einen ordentlichen Friserubesuch zu gönnen.
- Geduld. Haare wachsen eben nicht von heut auf morgen. Das wird jetzt dauern. Aber es wird wieder. Und sieh es positiv – alles was jetzt neu nachwächst ist super fresh, gesund und frei von sämtlichen Chemikalien.
- You are what you eat. Besonders jetzt, kannst du viel mit deiner Ernährung und deinem Lebensstil reißen. Die Haare werden möglicherweise nicht schneller wachsen wenn du X oder Y isst, sie werden aber ganz sicher langsamer wachsen, wenn du dich nicht ausgewogen ernährst. Deine Haare benötigen jetzt ganz viele Nährstoffe. Ein gutes Supplement findest du schon in Punkt 3. Ansonsten solltest du jetzt vor allem auf Lebensmittel mit viel Zink, Protein, Eisen, Biotin, Vitamin B (und Vitamin D) setzen.
- Sie wachsen nach! Ein Licht am Ende des Tunnels – es ist wirklich sehr unwahrscheinlich, dass alle ausfallen, oder dass sie nicht nachwachsen. Halt dich daran fest. Viele schrieben übrigens auch, dass sie danach stärkere und gelockte Haare hatten – vielleicht wird es Zeit für einen neuen Look?! Ich bin gespannt.
- Es sind nur Haare. Definitiv der härteste Part. Haare machen viel aus und tragen, auch für mich, viel dazu bei, dass ich mich schön fühle. Vielleicht nutzt du diese neue Unsicherheit um mal wirklich Selbstliebe zu üben. Dich auf deine anderen, nicht äußerlichen Vorzüge zu besinnen. Du bist auch mit weniger oder gar keinen Haaren schön <3
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