Meine erste Menstruationstasse hab ich dir zu verdanken – wer noch überlegt, sollte sich dieses Video von Elsa anschauen. Ist vielleicht nicht der coolste Einstieg für einen Blogpost – aber irgendwie doch sehr aussagekräftig für das was Elsa macht. Aufklären, Impulse setzen und unterhalten. Wirklich kennengelernt, haben wir uns glaube nie richtig. Aber wir sind in der gleichen Hood aufgewachsen und, zumindest kann ich das von mir sagen, konnte ich immer etwas mit ihrem Namen anfangen und bin heute mehr denn ja Fan von Elsa. Feminismus ist ein Riesen Thema, und ich kenne nur wenige Frauen die diese Thematik so leidenschaftlich, durchdringend und cool vermitteln, dass man als jemand der sich vorher nur minder (aktiv) damit auseinandergesetzt hat, nun auch bewusster und interessierter darangeht. Danke Girl – sei weiter laut!
Du hast dieses Jahr deinen ersten Kurzfilm gedropped – um was gehts?
Tatsächlich stimmt das nur bedingt. (DO YOUR HOMEWORK! Hahaha!) *o o p s. Also: OH SH*T! ist mein zweiter Kurzfilm, aber tatsächlich ist der erste noch nicht im Internet „gedroppt“. Das hat ganz viele Gründe: Wenn man es auf Festivals mit solchen Studienprojekten schaffen will (basically die einzige Erfolgsaussicht, nachdem man tausende Euros für seine Kunst verbrannt hat, lol), dann darf man den Film meist vorher nicht ins Netz stellen. Die meisten Festivals bevorzugen Dich, wenn Du auf ihrem Festival die Premiere feierst. Mein erster Film „Papas Wasser“, der sich mit dem Thema Parentifizierung (wenn ein Kind die Verantwortung für ein Elternteil übernimmt) beschäftigt, hängt deshalb seit einem Jahr in der Versenkung, weil wir immer noch auf Festivalrückmeldungen warten. Und bei OH SH*T“ hab ich gesagt: NE! Nicht noch mal! Der Film muss ins Internet und zwar SOFORT! Der muss gesehen werden. Denn auch das Thema von OH SH*T! ist gesellschaftlich extrem spannend und relevant: DIE PERIODE.
Den Film kannst du dir HIER anschauen.
Wie bist du zu diesem Thema gekommen?
Die Periode hat mich schon immer fasziniert. Sie ist der Ursprung allen Lebens. Und seit ich die Pille vor 5 Jahren abgesetzt habe (nach fuckin’ 10 Jahren!!), habe ich mich und meinen Körper noch mal ganz neu kennen und lieben gelernt. Der Zyklus ist so etwas magisches und die Periode kann was Tolles sein. Man muss sich eben nur damit beschäftigen, darüber sprechen und sie aus der Versenkung holen (so wie „Papas Wasser“ hahaha).
Es gab am Anfang meines Filmstudiums einen Moment, in dem ich (plötzlich aus meiner Vagina blutend) vor der Entscheidung stand:
A) Frage ich jetzt laut in die Vorlesung, ob jemand fix einen Tampon für mich hat
B) Spiele ich still und heimlich Stille Post, störe unter Umständen länger die Vorlesung und reiße nach und nach (bis eine einen Tampon hat) flüsternd alle meine Mädels aus der Konzentration oder
C) Blute ich mich, den Stuhl und vermutlich anschließend den Vorlesungsraum voll.
Ich habe dann lange zwischen A und C überlegt, und mich schließlich für A entschieden. Und guess what: Nachdem ich die Frage ausgesprochen hatte, haben alle Mädels – nach Luft schnappend – beschämt den Kopf geschüttelt, als wüssten sie nicht, was ein Tampon ist. MEIN KUMPEL MILAN hingegen griff in seine Tasche und warf mir den „Notfall-Tampon“ zu, den er „immer für seine Freundin“ dabei hätte. Ich war so perplex. Habe direkt unsere Hochzeitsglocken läuten hören. Wie cool bitte? Das war so der Moment, wo ich dachte: Ey, hier läuft doch was falsch!
Für viele ist das Thema Menstruation nach wie vor ein Tabu-Thema – was hast du für Feedback bekommen/wie kam das an?
Für mich ist bei meiner Recherche deutlich geworden, dass vor allem Frauen ein Problem mit dem Thema haben und es geheim halten wollen. Und das ist auch verständlich: Seit Jahrhunderten wird uns eingetrichtert, dass die Periode eklig, dreckig und unrein ist. Dass wir sie verstecken müssen. Männer sind meistens total offen dem Thema gegenüber, interessiert und hilfsbereit.
So habe ich auch vor allem von Frauen Kritik bekommen für mein Werk. Die Männer feiern den Film eigentlich einstimmig, lachen laut und finden lustig, was MAGGIE da so für ein Theater veranstaltet, nur um ihrem Schwarm nicht sagen zu müssen, dass sie ihre Tage bekommen hat, während des Dates.
So richtig warte ich aber noch, auf Haterkommentare, muss ich zugeben. Das ist letztendlich das Zeichen dafür, dass der Film meine BUBBLE noch nicht verlassen hat. Ich bin nun mal von vielen offenen und klugen Menschen umgeben, habe auf Instagram eine krasse Community in meinem Online Following. Auf Youtube habe ich auch mit mehr Hate gerechnet.
In erster Linie sind es aber wirkliche Frauen, die der Meinung sind, der Film ist „völlig dämlich, weil das Thema Menstruation doch ÜÜÜÜÜÜBERHAUPT kein Tabuthema mehr ist“ oder aber der Film ist „völlig dämlich, weil er am Ende ja dann DOCH vermittelt, dass man die Periode lieber verheimlichen sollte!“ Wer Zweiteres denkt, hat ihn nicht verstanden. Wer Ersteres denkt hingegen, läuft seit Jahren mit Corona-Mundschutz vor den Augen durch die Welt.
Was ist für dich Feminismus? Und was ist vor allem keiner?
Schwieriges Thema – Kann man eigentlich nicht nicht jemandem ans Bein pinkeln. Der Feminismus ist das Beste, was unserer Gesellschaft passiere konnte. Aber sein Ruf zeigt deutlich, wie viel noch zu tun ist.
Der Feminismus (eine Bewegung von Frauen ins Leben gerufen) will GLEICHSTELLUNG ALLER GESCHLECHTER. Wie kann man Nein zu sagen? Personen, die Feminismus predigen, aber in Richtung Matriarchat gehen wollen, sind für mich keine FeministInnen, sondern ExtremistInnen. Wir wollen gleiches Recht für alle Geschlechter, faire Bezahlung und Sicherheit. The future is not female, sie ist equal. Denn es gibt nicht mehr nur Männchen und Weibchen, damit sollten wir direkt mal anfangen. Ich habe aber auch ein Problem mit dem Argument „Dann lasst es uns doch Humanismus nennen“, denn wir BRAUCHEN die Begrifflichkeit „Feminismus“. Wir dürfen nicht weiter verschweigen, wie Frauen Jahrhundertelang unterdrückt wurden. Es ist in erster Linie eine Frauenrechtsbewegung, aber diese ist in den letzten Jahren so viel mehr geworden, als „me too“!
Wie weit sind wir im Jahr 2020 beim Thema Feminismus?
Wir haben schon tolle Fortschritte gemacht, aber es ist noch SO viel zu tun. Ich arbeite im Deutschen Film und merke auch hier immer wieder, dass wir noch weit entfernt sind von der Gleichstellung, mit gleicher Bezahlung mal angefangen als Beispiel. Das Filmgeschäft ist unfassbar Männer-dominiert, aber es wird jedes Jahr ein bisschen besser. Frauen bekommen mehr Angebote, Jobs, Gelegenheiten zu sprechen und Plattformen. Allerdings ist diese Enwicklung so minimal, dass es eigentlich ein Scherz ist, aber man freut sich ja über alles, was man kriegen kann.
In anderen Berufsgruppen sieht es ähnlich aus. Es braucht einfach ein generelles Umdenken und neue Strukturen in der Gesellschaft und Politik! Corona zeigt ja jetzt auch noch mal, wie wir die Pflegebranche (75% Frauen!!) mit Füßen getreten haben und wie diese jetzt den Laden hier am Laufen hält.
Hast du selbst Erfahrungen mit Frauenfeindlichkeit gemacht? – Wie gehst du damit um?
Ich bin unter 1,60m groß, eine hübsche junge Frau, ich werd so unfassbar oft nicht ernst genommen oder unterschätzt. Es ist wirklich belastend. Ich liebe es so sehr, mit starken Frauen zusammen zu arbeiten, aber auch da müssen wir noch viel lernen. Zum Beispiel, dass wir gemeinsam stärker sind, als wenn wir gegeneinander arbeiten. Das versuche ich seit Jahren zu lernen und das macht mir das Leben wirklich schöner und angenehmer und auch den Kampf zur Gleichstellung beschleunigt es. Kommunikation! Wir müssen uns austauschen, ehrlich sein, auch mal nach Hilfe fragen und den Mund aufmachen, wenn wir auf Sexismus treffen.
Ich setze mich zB aktiv dafür ein, dass Schauspieler/Kollegen nicht wieder gebucht werden, wenn sie sich am Set daneben benommen haben. Es ist schockierend, wie viele meiner Kolleginnen (mich inkludiert) schon in schlimmen sexistischen Situationen waren am Set. Das Kostümdepartment ganz besonders stark. Und da denkt man sich doch „Ja, aber das ist doch der Menschenverstand, der einem sagt ’PERSON X MUSS GEHEN, WEIL SIE JEMANDEN BEDRÄNGT HAT!’. – Ne, ne, ne! Denn wenn Person X der Hauptdarsteller/Regisseur/Produzent ist und sein Verweis die Produktion Millionen Euros kosten würden, dann bleibt er eben. Ganz einfach. Ich sag nur Weinstein. Der ist kein (Achtung, deutsches Lieblingswort) Einzeltäter.
Wo siehst du die größten Baustellen und wie müsste man diese deiner Meinung nach angehen?
Wir müssen gehört werden. Und uns muss geglaubt werden. So einfach ist es.
Gendern – Krümelkacker oder der richtige Weg zur Gleichberechtigung? Wie hälst du das im Alltag?
Ich lerne und lerne und lerne. Es ist ein Prozess. Ich finde Gendern so unfassbar wichtig. Wie kann man sich dagegen stellen? Ich muss ein bisschen Kraft und Energie aufwenden, mir neue Ausdrucksweisen anzueignen (die sich irgendwann auch ganz einfach automatisieren!) und sorge damit dafür, dass keine Personengruppen weiter ausgeschlossen und weggeschoben werden. Wo ist da das Problem? Das *innen hat sich mittlerweile schon so gut in meinen Sprachschatz eingefunden und flattert mir locker flockig von der Zunge. Hat ein bisschen gedauert, klar, aber jetzt funktioniert das ganz gut. Ich musste dafür weder Lebensjahre abgeben, noch mein Erstgeborenes verhökern. Niemand ist zu Schaden gekommen, und mir geht es gut! Ich kann es wirklich jedem empfehlen! 😀
Wie würde eine Welt ohne den „alten weißen Mann“ aussehen?
Da träume ich manchmal nachts von, hahaha. Aber nein: Ich kann mir da keine Gedanken drüber machen, weil’s mich zerreißen wird. Wir leben im Patriarchat. Die GESAMTE WELT ist auf männliche Bedürfnisse ausgelegt: Städteplanung, Gesundheitssystem, Arbeitsmarkt, alles! Wenn man sich die Ungleichheit unserer Welt mal wirklich intensiv vor Augen führt, dann kann man nur weinend auf dem Boden liegen, in Embryostellung. Sich die Welt „ohne alten weißen Mann“ vorzustellen, ist deshalb für mich, wie mir vorzustellen, in der ultimativen Utopie zu leben – also in einem Zustand, den man so faktisch nicht erreichen kann. Wieso sollte ich das demnach machen? Tut nur weh!
Was ist deine Mission für die nächsten 5 Jahre? Was willst du wie erreichen?
Filme drehen, Filme drehen, Filme drehen und Geschichten erzählen, die es verdienen erzählt zu werden. Ich muss mein Privileg nutzen, Leuten eine Stimme zu geben, die sie brauchen. Und ich glaube, dass der Film damit das beste Medium ist. Als Autorin, Regisseurin stehe ich hinter dem Werk. Was nach außen tritt, ist die Geschichte, sind die Figuren und DarstellerInnen. Bei OH SH*T“ als Beispiel habe ich gezielt von Anfang an nur nach WoC (Women of Color) gesucht. Ich habe erst gar nicht daran gedacht, eine cis hetero normschöne Deutsche zu besetzen, weil DANKE NEIN – Haben wir genug gesehen!!! Das ist mein Ansatz für meine Kunst und ich hoffe, dass ich damit irgendwie im deutschen Film Fuß fassen kann.
Wirst Du das noch erleben?
WELL I FUCKIN’ HOPE SO!
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